Obst- und Gartenbauverein Ensheim 1905 e. V.
 

Von den Gründungsjahren bis zum Zweiten Weltkrieg

Es begann am 5. August 1905, als sich einige Ensheimer zusammen fanden, um den Obst- und Gartenbauverein Ensheim zu gründen.

Der Gärtnermeister Karl Gassner I. wurde in dieser Sitzung zum ersten Vorsitzenden gewählt und behielt dieses Amt bis zum Jahre 1930 inne

Karl Gassner kam aus dem Badischen und war damals als Gärtnermeister in der Firma Adt beschäftigt. Hauptsächlich betreute er den damaligen Hofgarten. Seine Erfahrungen, die er auch aus seiner Heimat mitbrachte, veranlassten ihn, auch hier mit interessierten Ensheimern einen Obst- und Gartenbauverein zu gründen. Von den Gründungsmitgliedern, die der ersten Vorstandschaft angehörten, sind noch Nikolaus Feix, Adolf Lauer, Peter Munz und Nikolaus Schweitzer bekannt.

In den folgenden Jahren wurde der Verein von folgenden Vorsitzenden geführt:

1930 bis 1934: Karl Gassner II.

1934 bis 1937: Gustav Eich

1937 bis 1944: Karl Gassner II.

In regelmäßigen Zusammenkünften wurde in Vorträgen über den Anbau neuer Obstsorten und der Verbesserung des Gemüseanbaus informiert. Darüber hinaus unterrichtete man die Mitglieder in Lehrgängen im Baumschnitt und legte auch sehr viel Wert auf die Veredelung von Obstbäumen, da damals ein Großteil als „Wildlinge“ gepflanzt wurden.

Im Gegensatz zu heute, wo das Thema „Obst- und Gartenbau“ größtenteils als Hobby betrieben wird, war zu der damaligen Zeit der eigene Garten und die eigene Wiese oft überlebensnotwendig. Der Verein hatte deshalb eine wichtige Stellung in Ensheim.
In Jahreshauptversammlungen wurden Jungbäume verlost, um die Baumpflanzung zu intensivieren.

Erwähnenswert ist, dass man in Ensheim Ende des 19. Jahrhunderts schon die ersten gewerblichen Obstanlagen anlegte, die der Familie Jung in der Schulstraße gehörten und für die damalige Zeit wegen ihrer Größe und Sortenauswahl bekannt waren. Teile einer Birnenanlage waren noch bis in die 1980er Jahre in der Johannstraße und am Tälchenberg zu sehen.

Aber auch die Blumenzucht und die Rosenanpflanzung fanden in Ensheim schon sehr früh Beachtung. Hier hat sich insbesondere der damalige Lehrer Krick für die Ortsverschönerung von Ensheim Verdienste erworben. Ein Großteil seiner damals gezüchteten Geranien wurden von ihm an Blumenliebhaber verschenkt.


Nach dem Krieg

In den Nachkriegsjahren 1944 bis 1948 ruhte das Vereinsleben.
Am 27. Januar 1948 erfolgte die Wiedergründung des Vereins, die mit Bescheid des damaligen französischen Kommissariats Neunkirchen vom 28. Oktober 1948 genehmigt wurde.

Erster Vorsitzender wurde Friedrich Feibel, der bis 1944 bereits Zweiter Vorsitzender war.

Ihm folgte bereits eine Jahr später Hugo Ast, der den Verein dann 24 weitere Jahre führte.
Hugo Ast war außerdem von 1950 bis 1973 Erster Kreisvorsitzender der Obst- und Gartenbauvereine des Kreisverbandes St. Ingbert und gleichzeitig ab 1956 Beauftragter des Landesverbandes für das Brennereiwesen im Saarland.

Mit der Wiedergründung erfolgte auch eine strukturmäßige Veränderung des Vereins.

Zunächst befasste man sich damit, den durch Kriegseinwirkung stark reduzierten Obstbaumbestand wieder zu ergänzen. Hier war man den Mitgliedern durch Sammelbestellungen sowie durch die Beratung bei der Auswahl und Anpflanzung neuer ertragreicher Sorten behilflich.
Auf Vereinsinitiative wurde der verstärkte Anbau von Beerensträuchern mit Erfolg angeregt.

Jährlich abgehaltene Schnittkurse und Vorträge über zweckdienliche Düngung und Schädlingsbekämpfung wurden vermittelt.

Auch dem Vogelschutz schenkte man Beachtung und stellte den Mitgliedern kostenlos Nistkästen zur Verfügung. Darüber hinaus war die Vereinsführung immer bestrebt, den Blumenschmuck an Haus und Garten neu zu beleben. Über Jahre hinweg war der Verein nicht nur Ausrichter der jährlichen Wettbewerbe "Blumenschmuck an Fenstern und in Vorgärten", sondern vergab auch Geldpreise und trug dadurch wesentlich zur Verschönerung unseres Ortes bei.

Ende der 1970 er Jahre ist durch den Wegfall der besten Obstbaugebiete wegen der Nutzung als Industrie- und Wohngebiete dem Verein eine neue Aufgabe erwachsen. Wir sorgten dafür, dass neue Bäume und Sträucher angepflanzt wurden zum Schutz der Umwelt und zur Erhaltung des gesunden Lebensraumes.

Seit 1979 fand jährlich im Mai ein Blumenmarkt im Vereinsgebäude statt. Hier wurde den Mitgliedern ein großes Blumensortiment preisgünstig angeboten.
Die aufkommende billige (aber auch teilweise qualitativ minderwertige) Baumarkt-Konkurrenz hat die Nachfrage leider sinken lassen, so dass Blumen heute nicht mehr angeboten werden.

1985 ging ein großer Wunsch des Vereins in Erfüllung. Nach Verhandlungen mit der Stadt Saarbrücken hat diese uns am Feldweg, der an die Ludwigstraße anschließt, ein Gelände von 3600 Quadratmeter langfristig zur Verfügung gestellt.
Hier wurden im Laufe der Jahre rund 80 Obstbäume sowie Beerensträucher angebaut. Auch Lehrgänge, z.B. der jährliche Schnittkurs, fanden und finden bis heute dort statt. 

Ein schönes Holzhaus zur Unterbringung der Geräte sowie zum Aufenthalt wurde erbaut. 

Unser im Jahre 2001 verstorbenes Ehrenmitglied Bruno Brück hat den gesamten Gartenzaun, sowie die Eingangstore gestiftet. Außerdem finanzierte er einen Teil der Bepflanzung.
Anfangs wurde der Ensheimer Grund- und Hauptschule ein Teil des Geländes als Lehrgarten zur Verfügung gestellt. Mit dem Umzug der Hauptschule nach Güdingen wurde diese Nutzung nicht mehr beansprucht.
Die Ensheimer Kindertagesstätte ist zu unserer Freude allerdings bis heute regelmäßig zu Besuch und vermittelt den Kindern erstes Wissen in Sachen Obst- und Gartenbau, sowie Landschafts- und Insektenschutz.

1986 pflanzten Vereinsmitglieder an der St. Ingberter und an der Flughafenstraße 50 von der Stadt Saarbrücken zur Verfügung gestellten Kirschbäume.

1988 musst du der Fassschuppen wegen größerer Kanalbaumaßnahmen in der Heimelstraße abgerissen werden. Im selben Jahr wurde er wieder neu aufgebaut. Bei dieser Maßnahme wurde der gesamte Boden betoniert und weitere notwendige Verbesserungen durchgeführt, die der Verein finanzieren musste.

1991 musste das Dach des alten Fassschuppens vollständig erneuert werden. Zur Stabilisierung des Mauerwerks betonierte man einen Ringanker. Die Dacheindeckung erfolgte mit 60 mm dicken schaumisolierten Profilelementen. Gleichzeitig wurde auch hier der Boden betoniert.

1997 wurde der Hof des Vereins Gebäudes in Eigenleistung erneuert.

2001  sorgte im Juli ein starker Gewitterregen dafür, dass unser Fassschuppen plötzlich 1,50 m unter Wasser stand. im Zuge der Kanalbaumaßnahmen in der Heimelstraße war vergessen worden, eine Absperrung im Kanalschacht zu entfernen. Dadurch konnte das Wasser nicht abfließen. Es entstand ein Schaden in Höhe von 20.000 DM. 400 schwere Stunden Arbeit waren notwendig, um den Fassschuppen wieder in Ordnung zu bringen. Gott sei Dank wurde der Schaden größtenteils durch die Versicherung der Kanalbaufirma beglichen.


Brennerei und Mosterei

Ein ganz neuer Abschnitt in der Vereinsgeschichte begann bereits im Jahr 1950.

Angeregt durch den damaligen Vorsitzenden Hugo Ast begann man, die anfallende Übermengen an Obst in eigenen Anlagen selbst zu verwerten. Im Anwesen des Mitgliedes Hans Graf in der Kreuzfeldstraße wurde in diesem Jahr (in dessen Gartenhäuschen!) der erste Schnaps selbst gebrannt. Die erzielten Erfolge ermunterten den Vorstand, so dass im Jahre 1951 bereits ein eigenes Brennereigebäude, bestehend aus 3 Räumen und einem überdachten Fassschuppen, auf einem von der Gemeinde Ensheim erworbenen Grundstück in der Heimelstraße errichtet wurde. Zwei Räume dienten damals der Brennerei, während der dritte Raum für die Herstellung von Apfelsaft Verwendung fand.

1953 erwies sich das 175 Liter große Brenngerät schon als zu klein, so dass man sich gezwungen sah, ein zweites Brenngerät mit 250 Liter Inhalt zu kaufen.

1955 wurde ein eigenes Mosterei Gebäude errichtet, das anlässlich des 50-jährigen Vereinsjubiläum am 28 August 1955 eingeweiht werden konnte.

1958 war die bestehende Brennerei den Anforderungen räumlich nicht mehr gewachsen. So wurde eine neue Brennerei als Anbau an die Mosterei errichtet und die bisherigen Räume als Annahme und Lagerräume genutzt.
In dieser Zeit wurde ca. 80.000 Liter Fassmaterial angeschafft, dass wir bis heute nutzen.

1974 musste der Fassschuppen erneuert werden.

1977 wurde eine Hochleistungsbrennanlage angeschafft. Zur Qualitätsverbesserung hat man einen Filtergerät, gestiftet von unserem damaligen Ehrenmitglied Ludwig Schmitt, sowie eine Wasserenthärtungsanlage und ein Kühlaggregat in Betrieb genommen.

1982 wurde der Innenraum der Brennerei einschließlich dem Lagerraum durch Fliesenverlegung auf Fußboden und Wänden sowie durch Erneuerung der gesamten Installation modernisiert.
Und auch der Büro- und Aufenthaltsraum, der den Anforderungen nicht mehr entsprach, wurde durch Eigenleistung erweitert und erneuert. Zur Beheizung wird das beim Schnapsbrennen anfallende Kühlwasser unter Benutzung eines Wärmetauschers bis heute verwandt.

1986 musste wiederum ein neues Brenngerät angeschafft werden.

1992 wurde zur besseren Haltbarkeit unserer Säfte die Abfüllung der Flaschen auf Schraubverschluss umgestellt.
Wegen dieser Umstellung mussten wir auch eine Flaschenverschlussmaschine anschaffen.

Anfangs 2001 musste ein neues Brenngerät angeschafft werden. Das von der Firma Holstein in Markdorf Bodensee erworbene Gerät kostete den Verein 41.000 DM. Mit diesem modernen Brenngerät konnte aber die Qualität der Schnäpse weiter verbessert werden.
Im September des gleichen Jahres wurde ein neues Pasteurisier- und Abfüllgerät angeschafft.

Bis zum Jahre 2001 waren wir die einzige Vereinsmosterei im Saarland, die außer Apfelsaft auch Johannisbeer- und Sauerkirschsaft herstellte.

Zusammenfassend kann man sagen, dass Ensheim heute eine eigene Brennerei mit einem Fassraum von 80.000 Litern sowie eine Mosterei zur Verfügung stehen, die in diesem Ort kaum mehr wegzudenken ist. Unsere hier hergestellten Erzeugnisse erfreuen sich einer solch großen Beliebtheit, dass sie auch in der weiteren Umgebung bekannt sind.

Wir hoffen, dass es uns gelingt, das bisher Erreichte zu erhalten und zu verbessern, neue Mitglieder und Freunde zu gewinnen, die unsere bisherige Arbeit weiterführen zum Wohl des Ortes und der Natur.


Die Vorsitzenden

1905 – 1930 Karl Gassner I.

1930 – 1934 Karl Gassner II.

1934 – 1937 Gustav Eich

1937 – 1944 Karl Gassner II.

1948 – 1949 Friedrich Feibel

1949 – 1973 Hugo Ast

1973 – 1979 Josef Kiel

1979 – 1982 Erwin Cunz

1983 – 1991 Erwin Blaes

1992 – 2010 Arnold Hinschberger

2010 – 2019 Lothar Nagel

seit 2019 Thomas Görlinger